Genetik und Reinkarnation - Begabungen und "Gebrechen", Begabte und Behinderte
Sitzung 909 vom 21. April 1980:
Die menschliche Gattung bringt als Gattung den Idioten wie das Genie, den Einfaltspinsel wie den Weisen, den Athleten wie den Mißgestalteten, den Schönen wie den Häßlichen und alle dazwischenliegenden Abstufungen hervor. Es sind also genetische Kulturen von buchstäblich unendlicher Vielfalt am Werk, und alle haben ihren Ort und ihre Daseinsberechtigung, und alle fügen sich in das Gesamtbild nicht nur der Wirklichkeit des Menschen, sondern der die ganze Natur umfassenden Wirklichkeit des Planeten ein.
Aufgrund eurer religiösen Vorstellungen habt ihr oft geglaubt, daß Mißbildungen von Geburt an auf Sünden der Eltern, die sich an den Kindern auswirken, zurückzuführen seien oder aber daß es sich dabei um eine "karmische" Schuld handle. Im biologischen Sinne spricht man von guter oder schlechter Abstammung, und auch hinter diesen Bezeichnungen verbergen sich moralische Werturteile.
Die Idee der Reinkarnation ist stark getrübt durch religiöse Vorstellungen, die da mithineinspielen. Aber es handelt sich nicht um eine psychische Arena, in der Missetat und Vergeltung einander unablässig folgen.
Noch einmal:
Euch ist im Rahmen eurer Lebensumstände und unter Berücksichtigung eurer besonderen Eigentümlichkeiten Willens- und Entscheidungsfreiheit gegeben.
Die große Anpassungsfähigkeit der menschlichen Gattung beruht auf einem außerordentlichen Zusammenspiel von genetischer P r ä z i s i o n und genetischer Freiheit. Die ganz besonderen Qualitäten, durch die sich die Gattung auszeichnet, ihre Zuverlässigkeit und Integrität sind permanenter Kontrolle und Gewichtung zu verdanken sowie dem Vorhandensein divergenter Eigentümlichkeiten, an denen sie sich immer wieder messen kann.
Auch speichert die menschliche Gattung in ihrem genetischen Reservoir Millionen besonderer Eigenschaften, die unter allen möglichen unvorhersehbaren Umständen zur Verwendung kommen könnten, und in dieser Hinsicht besteht natürlich auch ein Zusammenhang zwischen den verschiedensten Viren und der Gesundheit nicht nur des Menschen, sondern auch anderer Gattungen.
Stets muß die Möglichkeit kreativer Veränderung gegeben sein, damit die Spannkraft der Gattung sichergestellt ist.
Diese Spannkraft kann sich vielfältig äußern, so durch Gegebenheiten, die ihr als Geburtsfehler und Mißbildungen betrachtet, oder durch allerlei Abweichungen von einer hypothetischen körperlichen Norm. Ihr alle seht ziemlich gleich aus, in der Regel (vergnügt) mit einem Kopf, zwei Armen, zwei Beinen und so weiter. Unterschiede oder Abweichungen von der Norm fallen oft sehr ins Auge, etwa wenn jemand beispielsweise einen Finger zuviel oder zuwenig oder zwei Daumen an einer Hand hat oder sonst eine Abweichung aufweist, die als Anomalität gilt.
Auch in geistiger Hinsicht äußern sich Besonderheiten:
Es gibt die sogenannten Zurückgebliebenen, die ihren Verstand nicht so gebrauchen wie die meisten anderen.
Dann wiederum gibt es körperlich oder geistig hochbegabte Menschen, die ihren Begabungen nach dem Durchschnittsmenschen ebenso fern zu stehen scheinen wie am anderen Ende der Skala ein Idiot.
Ich hoffe im weiteren Verlauf unserer Arbeit zu zeigen, wie all diese Gegebenheiten ihren Stellenwert in der Entwicklung sowohl des Individuums wie auch der Gattung haben.
Auf der mikroskopischen Ebene entgehen solche Varianten eurer Aufmerksamkeit vollkommen. Ihr wißt nicht, ob ihr irgendwelche verirrten Gene in euch tragt. sofern sie sich nicht sichtbar auswirken. Tatsächlich entspricht auf der mikroskopischen Ebene niemand irgendeiner Norm, und es gibt keinerlei Möglichkeit, mit
a b s o l u t e r S i c h e r h e i t die Entwicklung irgendeines genetischen Elements vorauszusagen.
Zwar kann man Gruppenvorhersagen machen und bestimmte allgemeine Urteile fällen; doch spielen noch andere Elemente mit hinein, so daß man nicht irgendein einzelnes genetisches Element in Bezug auf seine Entwicklung dingfest machen könnte - denn seine Aktivität ist mitbedingt durch Beziehungen, die in euren Berechnungen unberücksichtigt bleiben.
Eure Gedanken und Gefühle, eure Wünsche und Absichten wie auch euer Reinkarnationswissen modifizieren diese Struktur;
bestimmte latente Eigentümlichkeiten werden aktualisiert und andere wiederum abgeschwächt, indem ihr im Laufe der Lebenserfahrung eure Willensfreiheit übt und ständig neue Entscheidungen trefft.
Gäbe es keine Idioten unter euch, so würdet ihr bald feststellen, daß es auch keine Genies mehr gibt.
All die menschlichen Eigenschaften, die in eurer Sicht die Gattung auszeichnen, sind bedingt durch das Vorhandensein schier unendlicher Varianten, die in der Menschheit insgesamt und in vielfältigster, oft ganz gegensätzlicher Weise zum Ausdruck kommen. Was ihr als durchschnittliche Intelligenz betrachtet, ist ein Zustand, der der Aktivität konstanter Variablen zu verdanken ist, kleinster Varianten, die am einen Ende der Skala den Idioten und am anderen das Genie hervorbringen.
Beide sind notwendig, um die vielzitierte "Norm" geistig-seelischer Aktivität aufrechtzuerhalten.
Ich verwende hier das euch geläufige Wort "Norm", obwohl ich nicht einverstanden bin, wie dieser Begriff verwendet wurde, als man ihn im psychologischen Sinne zum Maßstab erhob.
Das genetische System ist kein geschlossenes System. Die Gene enthalten nicht einfach Informationen ohne Bezug auf das lebende System des Körpers. Die genetische Struktur existiert nicht als irgendein hochkomplizierter, vorprogrammierter M e c h a n i s m u s, der, einmal in Gang gesetzt, blindlings weiterfunktioniert, ohne Möglichkeit der Modifikation, wenn er erst einmal läuft.
Gerade bei eurer Gattung besteht ein ausgeprägtes Geben und Nehmen zwischen humangenetischen Systemen, der Umwelt und den kulturellen Gegebenheiten - und mit kulturellen Gegebenheiten meine ich Gegebenheiten des euch ganz eigentümlichen Aktionsbereichs, zu dem Politik und Wirtschaft und so weiter zählen.
Genetisches Erbgut ist nicht in deterministischem Sinne unwiderruflich.
Es sorgt für die Bevorzugung bestimmter körperlicher oder mentaler Aktivitäten, für gewisse biologische Präferenzen. Es führt dazu, daß ganz bestimmte Vorgänge vor anderen aktiviert werden, so daß Wahrscheinlichkeiten in bestimmter Richtung "aufgeladen" werden.
Es gibt also eine genetische Aktivität, wiewohl auf einer anderen Aktivitätsebene als der eurem Denken geläufigen.
Wir sprechen von Chromosomenbotschaften. Diese nun sind nicht den Chromosomen eingeschrieben, wie etwa Wörter auf Papier geschrieben stehen, sondern (eindringlich) Informationen und Chromosomen bilden eine lebende Einheit. Die Information ist lebendig. Es handelt sich um eine Art biologischer Keilschrift, in der die Strukturen, die physischen Strukturen, der Zellen alles Wissen enthalten, das notwendig ist, um einen physichen Körper zu gestalten - um s i c h s e l b s t zu gestalten.
Dies ist wahrhaftig Wissen in biologischer Gestalt, ein Wissen, das sich aufs deutlichste und lebhafteste - bitte hervorheben - b i o l o g i s c h ausdrückt.
Die genetisch befrachteten Zellen reagieren wie alle Zellen auf Reize. Sie agieren.
Sie nehmen biologisch alles Körpergeschehen wahr. Auf eine Art, die sich nicht in Worte fassen läßt, sind sie auch der Umgebung des Körpers gewahr, so wie diese auf biologischen Ebenen wahrgenommen wird.
Ich habe schon früher gesagt, daß auf die eine oder andere Weise jede lebende Zelle mit jeder anderen lebenden Zelle durch ein System innerer Kommunikation verbunden ist.
"Programmierte" genetische Aktivität kann durch Umweltgegebenheiten abgeändert werden.
(Nach langer Pause sehr nachdrücklich:) Ich will damit nicht bloß sagen, daß sich die genetische Aktivität beispielsweise durch einen nuklearen Unglücksfall ändern könnte. Es kann auch zu durchaus wünschenswerten Änderungen im genetischen Verhalten kommen, da nach euren Begriffen die genetische Struktur Vorkehrungen zum Wohle der Gattung trifft, indem sie diese nicht nur für alle Unvorhersehbarkeiten ausrüstet, sondern auch indem sie die besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten aktiviert, die von der Gattung jederzeit benötigt werden, und schließlich indem sie solchen zukünftigen Entwicklungen Raum gewährt.
Eure genetische Struktur reagiert auf jeden eurer Gedanken, auf eure emotionale Verfassung, euer psychologisches Klima.
Sie enthält, nach euren Begriffen, die gesamthistorische Körpererfahrung der Gattung im K o n t e x t mit den wahrscheinlichen künftigen Fähigkeiten der Gattung.
Ihr wählt eure genetische Struktur, so daß sie den Anforderungen und Fähigkeiten der Gattung angepaßt ist. Ihr wählt eure genetische Struktur, so daß sie den Anforderungen und den Potentialen (Geburtsplaneten-Haus-Analyse auf Basis von Konstruktiv/Destruktivmustern) entspricht, für die ihr euch entschieden habt. (Lange Pause.)
Sie bildet euren körperlichen Bezugspunkt, euren physischen Bezugsrahmen. Sie ist euer persönliches körperliches Eigentum. Sie ist ein Teil der Materie, die ihr identifiziert, mit eurer eigenen Identität ausgefüllt habt. Euer Körper ist wie ein herrliches Schiff, das ihr euch im vorhinein erwählt habt für ein herrliches, herausforderndes Abenteuer - ein Schiff, das ihr persönlich bestellt habt und das so komplett wie nur möglich ausgestattet ist, um eure persönliche Individualität materiell zum Ausdruck zu bringen.
Manche Menschen werden, wenn sie solchermaßen auf große Fahrt gehen, nach einem vortrefflich ausgerüsteten Fahrzeug verlangen, das über raffinierte Mechanismen verfügt und ausgestattet ist mit breiten Sofas und einem Bankettsaal (Stier-Löwe-Typus). Andere wünschen mehr Intensität und Spannung, und so bestellen sie ein minder großes, doch wendigeres Schiff, das schneller segelt (Widder-Zwilling-Typus). Wieder andere setzen sich Ziele, durch die ihre Tüchtigkeit als Seefahrer auf die Probe gestellt wird (Schütze-Wassermann-Typus). Die Analogie mag simpel erscheinen, doch wählt sich jeder Mensch das lebende Fahrzeug des Körpers im Hinblick auf seine eigenen Ziele und Absichten.
In der körperlich-materiellen Wirklichkeit lautet, mit Verlaub, der Name des Spiels Leben - und in diesem Spiel geht es um Werterfüllung. Das heißt einfach, daß jede Lebensform innerhalb ihres lebenden Bezugsrahmens nach der Erfüllung und Entfaltung all der Fähigkeiten trachtet, die sie in sich verspürt, wohl wissend, daß ihre individuelle Erfüllung auch jeder anderen Lebensform zum Wohle gereicht.
Ich verkenne keineswegs den großen Wert der Genies und ihrer bedeutenden Beiträge zur Lebensqualität - doch trägt zu eurer Lebensqualität, um es noch einmal zu wiederholen, auch die Existenz der Idioten bei. Nicht nur weil aus genetischen Gründen beide Enden der Skala notwendig sind, sondern auch weil die Idioten selber von der Natur in keiner Weise als Irrtum oder Defekt betrachtet werden. Solche Bezeichnungen sind menschliche Werturteile. Idioten spielen auch insofern eine Rolle, als sie den b i s w e i l e n übermächtigen Einfluß der Ratio auf menschliches Tun und Lassen mildern.
Oft ist es dem Idioten gegeben, innerhalb seiner eigenen Wirklichkeit einen freieren, großzügigeren und wahrhaftigeren Fluß emotionaler Zustände zu erleben, unbehindert vom strengen Diktat der Vernunft; und es ist wichtig, daß eine solche mildernde Tendenz genetisch am Werke ist.
Ich werde in diesem Buch noch mehr darüber zu sagen haben. (Träume, Evolution und Werterfüllung - Band 2)
Die Vernunft, so wie ihr sie u n g e f ä h r seit Beginn des Christentums gebraucht habt, hat ihre Reichweite auf ein sehr enges Spektrum der Wirklichkeit eingeengt. Sie hat den Wert des Lebens weitgehend nur darin gesehen, wie dieses Leben ihren eigenen Maßstäben entspricht. (Pause.)
Das heißt, die Vernunft, so wie ihr sie gebraucht habt, meint, daß einzig mit Vernunft ausgestattete Wesen in der Lage seien, den Wert des Lebens zu verstehen. Andere Lebensformen schienen beinahe unerheblich zu sein, und W e r t wurde ihnen nur insofern beigemessen, als sie dem Menschen dienlich waren.
Doch das Leben des Menschen hängt offensichtlich von der Existenz der anderen Gattungen des Lebens ab, und diese Gattungen teilen mit ihm gewisse Werte. Das Leben - alles Leben - ist heilig.
Und noch einmal:
Alles Leben strebt nach Werterfüllung, nicht bloß nach körperlichem Überleben.
Ruburt las einen Artikel über die Züchtung von Mäusen ohne Thymusdrüse. Da der Thymus eine bedeutende Rolle in dem lebensnotwendigen Prozeß der Aufrechterhaltung der Widerstandskraft gegen Krankheiten spielt, haben diese Mäuse wenig Widerstandskraft. Sie werden zu Experimentierzwecken gezüchtet und verkauft.
Die A b s i c h t solcher Prozeduren ist, die menschliche Lebensqualität zu verbessern, die Natur der Krankheiten zu erforschen und wann immer möglich das Gelernte zum Nutzen von Menschenleben anzuwenden.
Mäuse gelten nicht als menschlich. Sie sind es auch nicht. Also werden sie wie jedes Tier für entbehrlich gehalten und bedenkenlos hingeopfert für einen vortrefflichen h u m a n i t ä r e n Zweck. (Lange Pause.)
Möglich, daß euch dieses Vorurteil der Vernunft zunächst gar nicht zum Bewußtsein kommt, da ja schließlich Mäuse weit entfernt von eurer Gattung sind. (Lauter:) Vor nicht allzu langer Zeit wurden zu demselben Zwecke Juden hingeopfert, und die Begründung dafür war weitgehend die nämliche, obwohl es sich in diesem Fall um eure eigene Gattung handelte.
Die Juden wurden indes als nahezu nichtmenschlich betrachtet, und immer, wenn es sich um derlei Greuel gegen eure eigene Spezies handelt, sucht ihr hemmungslos Rechtfertigung, indem ihr solche verlogenen - das Wort ist hervorzuheben - V e r n u n f t g r ü n d e ins Feld führt.
Weil die Juden als untermenschlich oder bestenfalls als menschlicher Ausschuß betrachtet wurden, galt es als gerechtfertigt, sie auf dem Altar der "genetischen Verbesserung der Menschheit" hinzuopfern.
Ihr könnt nicht die Qualität eures eigenen Lebens durch die Zerstörung der Qualität irgendwelcher anderer Lebensformen verbessern. Es gibt keine genetische Herrenrasse. Schon die Unterteilung der Gattungen in Rassen wird nur aufgrund lächerlich geringfügiger Differenzen im Gesamtbild der Ähnlichkeiten vorgenommen.
Ruburt war empört über den Artikel, den er gelesen hatte, und er sagte angewidert, solchen Prozeduren liege eine biologische Unmoral zugrunde. Ich vermeide im allgemeinen Begriffe wie "moralisch" oder "unmoralisch", da sie individuell unterschiedlich ausgelegt werden. Doch stellen die Prozeduren eine biologische Vergewaltigung, ein dem Fluß und den Intentionen der Natur hohnsprechendes Zuwiderhandeln dar: eine Lebensform wird dazu gebracht, sich gegen ihre eigene Werterfüllung zu kehren, und es sind solche Einstellungen gegenüber anderen Lebensformen, die die Schrecken der Konzentrationslager möglich machten.
Die Existenz eines jeden Individuums ist für die Werterfüllung der Gattung von Bedeutung.
Was immer die bewußten Glaubensannahmen des Menschen sein mögen: auf der biologischen Ebene besteht ein ganz enger Zusammenhang zwischen seiner genetischen Struktur und der genetischen Struktur aller anderen Gattungen.